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Es gibt es wieder

Der Heimatverein Gatterstädt organisiert und führt mehrere Veranstaltungen im Jahr durch. 

 

Diese werden von den Bürgen des Ortes und auch von auswärtigen Besuchern gern angenommen und oft wird schon auf das nächste Event gewartet. 

 

Aber auch die Pflege und Erhaltung von historischen Zeitzeugnissen hat der Verein in seinem Statut festgeschrieben.

 

Dazu passt der Beschluss, das alte Denkmal, das an die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870/71 erinnert, wieder zu erstellen. Dieses wurde im September 1872 auf dem zentralen Platz des Ortes, dem sogenannten Neumarkt eingeweiht. Der Neumarkt nannte sich daraufhin Denkmalsplatz. Viele alte Postkarten zeugen davon.

 

Anfang der 50ziger Jahre des letzten Jahrhunderts war es der politischen Führung ein Dorn im Auge. Es passte nicht zum beginnenden Sozialismus. Das ganze Denkmal wurde mit Brettern ummantelt und auf seine Spitze eine hölzerne weiß gestrichene Friedenstaube gesetzt.

 

Weitere gut zehn Jahre später, 1964, erfolgte der Abriss und die Einzelteile wurden auf den Friedhof verbracht. Ob alle Teile dort hingelangt sind oder sich in den folgenden Jahrzehnten Liebhaber dafür gefunden haben, wir wissen es nicht. Vier Teile fehlten und waren nicht aufzufinden. Vor allem das wichtigste Teil mit den Inschriften und den Namen der Gefallenen.

 

Erste Recherchen, was da wohl genau draufstand, waren nicht sehr ermutigend. Hilfe kam vom Querfurter Stadtarchiv u.a. aus dem dort aufbewahrten Querfurter Tageblatt.

 

Die dann angelaufene Vorbereitungs- und Planungsphase war nicht so einfach. Die fehlenden Teile z.B. galt es, von alten Darstellungen abzunehmen und in fachgerechte Zeichnungen umzusetzen, um diese neu anfertigen zu können.

 

Aber im April 2018 war es dann so weit. Die über ein halbes Jahrhundert auf dem Friedhof liegenden Steine, natürlich mit Flechten und Moos überzogen, wurden verladen und zur Bauhütte Naumburg transportiert. Dort erfolgten die fachgerechte Sanierung und die Neuanfertigung der fehlenden Steine.

 

Einige Leute im Ort haben sich gewundert, warum auf der Wiese neben der Wartehalle ein großes Loch gebuddelt und anschließend mit Beton gefüllt wurde. Ein wenig Fundament muss aber sein.

 

Corona hat einige weitere Aktivitäten etwas ausgebremst. Noch rechtzeitig konnte in der ersten Septemberhälfte der eigentliche Wiederaufbau vor Ort erfolgen.

 

Neben der erforderlichen Technik war auch handwerkliches Geschick gefragt. Da haben neben dem Heimatverein auch weitere geschickte Hände mit angepackt.

 

Das Ziel, 150 Jahre nach der Ersteinweihung fertig zu sein, wurde erreicht. Die Übergabe an den Ort wurde für den 25.09.2022 14.00 Uhr bekanntgegeben und alle Einwohner dazu eingeladen. Viele waren gekommen und nachdem die Glocken vom nahen Kirchturm St. Georgi verklungen waren, begrüßte der Ortsbürgermeister Lothar Franke die Anwesenden.

 

Er dankte dem Heimatverein Gatterstädt für die geleistete Arbeit und speziell dem Vorsitzenden Andreas Stöhr für viele ehrenamtliche Stunden in Planung, Organisation und Ausführung.

 

Nach der Begrüßung ergriff Pfarrerin Kathrin Käss das Wort. Sie fand die richtigen Worte und wies auf die zwei Seiten eines, und hier speziell dieses, Denkmals hin. Da ist die eine Seite, die Seite der Vergangenheit, des Erinnerns, des nicht Vergessens. Die zweite Seite, die eher unscheinbare, ist die der Mahnung. Dass in Europa in diesem Jahrhundert noch einmal Krieg möglich ist, konnte sich bis Februar dieses Jahres niemand vorstellen.

 

Die Zeit der Trauer und des Leides – über Menschen, die in Kriegen ihr Leben verlieren, ist eben nicht vergangen. Frieden sagte sie, ist kein Zustand. Er muss im Kleinen beginnend erarbeitet werden. Einfaches Schwarz-Weiß-Denken darf keine Chance haben. Zuhören, miteinander reden, auch streiten, aber niemals Krieg. Das gilt im Großen, aber auch im normalen täglichen Miteinander. Möge dieses Denkmal als Mahnmal daran erinnern. Diese Worte der Pfarrerin haben wohl alle verstanden.

 

Zum Schluss der kleinen Feierstunde bedankte sich Andreas Stöhr bei allen, die an der Realisierung beteiligt waren. Das waren die, die eine Spende geleistet haben. 

• Das war die Bauhütte in Naumburg. 

• Das waren die örtlichen Firmen, die unentgeltlich Technik, Transportmittel und Material zur Verfügung gestellt haben. 

• Das waren die Bürger von Gatterstädt einschließlich des Heimatvereins.

 

Soweit die alten Postkarten recht haben, hat Gatterstädt eines seiner historischen Wahrzeichen wieder erhalten. Und ein kleiner Hingucker ist es auch geworden. 

 

Joachim Trautmann 

Heimatverein Gatterstädt 

 

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